Geschichte
Wie die meisten Siedlungen und Städte war auch Krems seit seiner Entstehung auf Wasserversorgung aus Hausbrunnen angewiesen. Lediglich im Gebiet um den Hohen Markt versorgte schon sehr früh ein Tiefbrunnen die dortigen Bewohner mit Wasser; dies war allerdings der einzige Ansatz einer „Zentralversorgung". Im Jahre 1514 wurde erstmals die Errichtung einer Wasserleitung erwähnt. Trinkwasser wurde vom Alauntal in hölzernen Rohren bis zum Hohen Markt geleitet, wo es in einem „geraumen Brunnenkorb" gesammelt wurde. Ebenfalls noch im 16. Jahrhundert wurde „ein geröhrter Brunnen" am Täglichen Markt errichtet. Für die Erhaltung des Brunnens wurde ein eigener Brunnenmeister angestellt.
1745 beschloss der Stadtrat, einen Brunnen am Frauenbergplatz zu errichten, 1871 wurde am Pfarrplatz ein Monumentalbrunnen aufgestellt, später aber wieder abgetragen. 1857 erhöhte sich die Einwohnerzahl auf rund 7300. Es machte sich ein empfindlicher Wassermangel bemerkbar. Zu dieser Zeit wurde auch das Gemeindesäckel durch die Erhaltung der Holzrohrleitung beträchtlich belastet. Um1868, nachdem Kremser Bürger reichliche Spenden überreicht hatten, konnten eine neue Wasserleitung aus Gusseisenrohren und der Hochbehälter Wachtberg gebaut werden. Trotzdem war der Wasserzufluss aus dem Alauntal mit täglich rund 250 m³ so gering, dass die Gemeinde die 17 Auslaufbrunnen in den Nächten sperrte und auch tagsüber überwachen ließ, damit niemand größere Wassermengen entnehmen konnte.
Im September 1897 beschloss der Gemeinderat den Bau des Wasserwerkes zur Erschrotung von Grundwasser. Das Projekt umfasste das Pumpwerk mit zwei Flammrohrkesseln und zwei Dampfmaschinen, gekoppelt mit doppelwirkenden Plungerpumpen, sowie die Errichtung eines Wohnhauses, den Bau eines 600 m³ fassenden Hochbehälters, die 3 km lange Druckrohrleitung vom Pumpwerk bis zum Hochbehälter und 15 km Stadtverteilungsnetz. Das Projekt wurde sehr rasch umgesetzt. Schon im ersten Baujahr wurden mehr als die Hälfte der 670 bestehenden Häuser an die öffentliche Wasserleitung angeschlossen. Für den 2. Dezember 1898 war die offizielle feierliche Eröffnung geplant. Der Wasserdruck riss jedoch einige Stunden zuvor die vordere Hälfte des Hochbehälters auseinander, und der gesamte Wasserinhalt von 600 m³ ergoss sich auf die Stratzinger Straße.
Mit einem Teil des Behälters wurde trotzdem der Betrieb aufgenommen. Nach Errichtung eines zweiten Hochbehälters und der Reparatur des zuerst gebauten konnte dann im Jahre 1903 der normale Betrieb aufgenommen werden. Standen vor Errichtung des Wasserpumpwerkes rund 3000 m³ Wasser pro Jahr für den Verbrauch zur Verfügung, so waren es 1889 bereits 6000 m³ und im Jahre 1900 etwa 250.000 m³, das heißt, die 83fache Wassermenge. Damit wurden zweifellos die hygienischen Verhältnisse in Krems entscheidend verbessert und der Gesundheitszustand der Bevölkerung angehoben. 1909 wurde das Pumpwerk mit einer Dieselmotorenanlage ausgestattet, 1911 wurde es elektrifiziert. Von 1912 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wurde der Pumpbetrieb ausschließlich mit einer elektrischen Pumpe geführt, und während des Krieges wurde er je nach Stromlage mit den Dampfpumpen kombiniert.
Der ständig steigende Wasserverbrauch infolge der baulichen Entwicklung der Stadt zwang in den Jahren 1924 und 1925 zu einer völligen Umgestaltung des Wasserwerkes; es wurde vollständig elektrifiziert. Alte Dampfmaschinen und Kesselanlagen wurden abgetragen und die Maschinenhalle gänzlich neu gebaut. Schließlich stand eine Förderleistung von 76 I/s mit einem Kraftaufwand von 240 PS zur Verfügung. Mit der Eingemeindung im Jahre 1939 erweiterte sich das Betreuungsgebiet auf Stein, Mautern, Rehberg, Egelsee, Gneixendorf, Baumgarten und Klein-Wien/Göttweig, so dass dem Wasserwerk mit der Sanierung bzw. Eingliederung dort bestehender Wasserversorgungsanlagen ein bedeutendes Aufgabengebiet erwuchs. Während des Zweiten Weltkrieges stieg die Fördermenge auf mehr als 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr, wovon allerdings der reine Heeresbedarf mehr als ein Drittel ausmachte.
Durch Bombenangriffe gegen Kriegsende wurde das Stadtrohrnetz schwer in Mitleidenschaft gezogen. An 37 Stellen wurden Hauptrohre direkt durch Bomben getroffen. Bis 1953 waren die Kriegsschäden beseitigt. Mitte der fünfziger Jahre mussten Überlegungen angestellt werden, den rasch ansteigenden Wasserverbrauch, insbesondere durch die Industrie, abzudecken. Die Entscheidung fiel zugunsten der Schaffung einer gänzlich neuen Wassergewinnungsanlage. In der Nähe der Gewerbe- und Industriezone wurde im Bereich der Donau eine weitere Brunnenanlage projektiert und ergänzend dazu die Erweiterung des Wasserspeicherraumes ins Auge gefasst. Im Februar 1957 lieferte der erste Bohrbrunnen des neuen Feldes, des so genannten Pumpwerkes „Süd", Wasser ins Netz, und im selben Jahr konnte ein Hochbehälter mit rund 4400 m³ Inhalt feierlich in Betrieb genommen werden.
In den folgenden Jahren musste das Hauptaugenmerk wieder auf den Ausbau des Rohrnetzes gelegt werden. Ende der sechziger Jahre schließlich wurde zur Erhöhung der Betriebssicherheit mit den ersten Automatisierungsmaßnahmen begonnen und der Sprechfunk eingeführt. Zur besseren Erschließung des guten Grundwasserdargebotes im Brunnenfeld „Nord" wurde in den Jahren 1969 und 1970 ein Horizontalfilterbrunnen mit einer Leistung von 220 I/s errichtet. Die Leistungsfähigkeit des Pumpwerkes „Nord" erhöhte sich damit auf das Vierfache, so dass in der Wassergewinnung ausreichende Reserven geschaffen waren. Die Eingemeindung von Egelsee und Scheibenhof im Jahre 1972 stellte das Wasserwerk vor die Aufgabe, die dort herrschende unzulängliche Wasserversorgung zu sanieren.
Über entsprechend dimensionierte Transportleitungen und vier Drucksteigerungsanlagen in Hoch- und Tiefbehältern konnte Wasser von den Kremser Brunnen bis Egelsee gepumpt werden. Die Wasserknappheit in diesem Gebiet war zu Ende. Der schwierige Rohrleitungsbau im felsigen Grund und die langen Trassen (bis Scheibenhof) stellten auch an die Finanzkraft des Wasserwerkes erhebliche Anforderungen. 1983 sicherte sich das Wasserwerk in Schlickendorf, ein geeignetes Areal für die Anlage eines Brunnenfeldes. Nach dem umfangreichen wasserrechtlichen Verfahren zur Genehmigung der Wasserentnahme wurde 1991 das Brunnenfeld erschlossen. Es entstand ein Vertikalbrunnen samt dem dazugehörigen Pumpenhaus und einer 6,5 km langen Transportleitung. Mit diesem zweiten Standbein wurde die Trinkwasserversorgung Krems gesichert.
Ausbau und Instandhaltung des Rohrnetzes, Modernisierung der Fernwirkanlage, Erstellen von Bauzustandserhebungen und Erneuerungskonzepten, Einführung eines hochwertigen Netzinformationssystems samt umfangreichen Datenbanken wurden die Schwerpunkte der letzten Jahren. Diese umfangreiche und spannende „Wassergeschichte" allen zugänglich zu machen ist ein besonderes Anliegen des Wasserwerkchefs Ing. Gerhard Burger. Er plant ein Wasserleitungsmuseum am Standort des 1898 errichteten Brunnenfeldes Landersdorf, wo die in jahrzehntelanger Arbeit gesammelten Unterlagen und Geräten die Geschichte der Kremser Wasserversorgung vom Ursprung bis zum heutigen Tag dokumentieren werden.