Geschichte
Bis zum späten 19. Jahrhundert bestand in Mürzzuschlag keine zentrale Versorgungsanlage. Aus einem Marktbrunnen und einigen Hausbrunnen konnte man Wasser holen. Dieses Grundwasser war jedoch wegen einer fehlenden Kanalisation nicht einwandfrei und verursachte immer wieder Typhusepidemien. Der Umbau zu einem rinnenden Brunnen, der über eine 2,5 km lange Holzrohrleitung aus den Brunnkogelquellen gespeist wurde, verbesserte nur die hygienischen Voraussetzungen.
1889 erhielt Mürzzuschlag mit der Errichtung eines Hochbehälters und eines Druckrohrnetzes aus gusseisernen Rohren seine erste Wasserleitungsanlage. 1902 wurden die Tiefental-Quellen mit einer Holzrohrleitung erschlossen. 1915/16 mussten die hölzernen Quellfänge sowie die vorhandenen Holzrohrleitungen aus hygienischen Gründen gegen neue betonierte Quellfassungen und Eisenrohrleitungen ersetzt werden.
Aus den 94 erschlossenen Quellen konnten als Mindestschüttung damals ca. 500 m3/Tag abgeleitet werden, was jedoch den Wasserbedarf nur teilweise deckte. Zwischen 1918 und 1924 wurden 35 neue Quellen auf der Pretul gefasst und in einer 11 km langen Leitung in das Netz der Versorgung geführt.
1944 wurde eine weitere 7,5 km lange Wasserleitung aus dem Wallersbach mit 10 Quellfassungen errichtet, um den gestiegenen Wasserbedarf (Dampfbetrieb der Semmeringbahn, Schöller-Bleckmann Edelstahlwerk, ...) abzudecken. 1953 wurde zudem die Edlachquelle erschlossen. Diese wird heute nicht mehr genutzt.
Mit dem Bau der Hirnriegelwasserleitung mit 3,3 km Länge und der Erschließung von 3 Quellen wurde 1966 die lange Ära der Quellerschließungen beendet und das Augenmerk auf die Erhöhung des Speicherraumes gelegt. Für das gesamte Stadtgebiet stand bis dahin nur ein Hochbehälter mit 400 m3 Inhalt zur Verfügung.
Dementsprechend abhängig war die Trinkwasserversorgung von den Witterungsbedingungen. Rasch wurden 4 Hochbehälter neu gebaut bzw. der bestehende Hochbehälter ersetzt. Nach dem Bau der Hochbehälters Nord II am Steirerhof mit 500 m3 Speicherraum, Süd II beim Eckbauer mit 500 m3 Inhalt, Süd I beim Altenheim mit 2000 m3 Inhalt und Nord I mit 2000 m³ Inhalt in der Pernreitsiedlung, bekam das Wasserwerk das Problem in den Griff.
Nunmehr stehen insgesamt 5300 m³ Speicherraum zur Verfügung. An Stelle der Edlachquelle, die mit dem Bau des Sondierstollens des Semmering Basistunnels versiegte, wurden in Kohleben 2 neue Quellen gefasst und mittels einer Pumpleitung in den Hochbehälter Nord I geführt.
Dieses Wasser wird nunmehr als Hauptwasserspender herangezogen. Aber schon stand das Wasserwerk vor der nächsten Herausforderung: Die steirische Kleinstadt wird seit jeher über eine große Anzahl von Quellen versorgt, welche sich - geologisch bedingt - eher oberflächennah befinden. Dies führte nicht selten bei gewissen Quellen zu Wassertrübungen bei Starkniederschlägen und der Schneeschmelze.
In den letzten Jahren wurde ein mehrjähriges Ausbauprogramm verfolgt, welches die Vorschaltung von UV-Anlagen vor jedem Hochbehälter vorsah. 2006 wurde der Zwischenbehälter Edlach errichtet; er verfügt über eine UV-Anlage zur Sicherstellung der Wasserqualität des Quellgebietes Wallersbach.
2007 wurde die Wasserversorgungsanlage in Hönigsberg mit dem Hochbehälter Hornberg und den Hornbergquellen, die in den Jahren 1918 bis 1923 durch die Schoeller-Bleckmann AG errichtet wurden, saniert.
2008 wurde die Entkeimungsanlage Pretulquellen und 2009 die Entkeimungsanlage Hirnriegelquellen in Betrieb genommen.
2019 wurde der Hochbehälter Nord II umfassend saniert. Dabei wurden 65 Kleinquellen der Wassergewinnungsgebiete Tiefental und Brunnkogel aufgelassen und wird der Hochbehälter Nord II nunmehr mittels Pumpenbetrieb vom Hochbehälter Nord I aus versorgt.
Kurzum, die Wasserversorgung ist quantitäts - wie qualitätsmäßig für Jahre gesichert.