Geschichte
Die historische Wasserversorgung Villachs beruhte durch viele Jahrhunderte auf der Nutzung des Grundwassers. Im engeren Gebiet der Katastralgemeinde Villach bestanden noch im 19. Jahrhundert 72 Brunnen. Mehrere öffentliche Brunnen lieferten frisches Trinkwasser. Es gab damals schon ein relativ leistungsfähiges Leitungsnetz, sodass sich nur wenige ausschließlich eines Hausbrunnens bedienten. Villach wurde einst von einer Leitung versorgt, die durch unterirdische Holzröhren Wasser von einer Quelle in die Stadt führte.
Diese bereits seit 1452 bezeugte und noch um einiges ältere städtische Villacher Wasserleitung war die früheste derartige kommunale Anlage in Kärnten und – auch im Vergleich mit anderen österreichischen Städten – eine der ältesten großen Röhrenleitungen. Diese Holzrohrleitung hat anscheinend bis ins 19. Jahrhundert den Anforderungen weitgehend entsprochen. Im frühen 19. Jahrhundert scheinen einige Leitungen in der Innenstadt aus Blei und nicht mehr durchwegs aus Holz gewesen zu sein; dies überrascht wegen der bedeutenden Bleiproduktion im Umfeld der Stadt kaum.
Im Jahr 1849 wurden größere Mengen gusseiserner Rohre von der Eisengewerkschaft Waldenstein im Lavantal erworben. 1874 wurde die so genannte „neue" Wasserleitung geschaffen. Man ersetzte Holzrohre durch Gusseisenrohre und schuf eine Druckleitung mit einem Rohrnetz in den Gassen sowie vermehrte Ausläufe mit Hydranten. Der Wasserverbrauch stieg rasant. Schon 1909 zeigte sich, dass die Wasserdargebote aus dem städtischen Wasserwerk für den Wasserbedarf im Sommer nicht ausreichten und so wurde in der Umgebung nach Trinkwasser aus ergiebigen Quellen gesucht.
Die Wahl fiel auf die Quellen des Fellacher Baches. Die älteren Versorgungsstränge samt den Quellen in St. Martin wurden weiterhin unter dem Begriff „Alte Wasserleitung" bis 1990 genutzt. Wegen des gestiegenen Wasserbedarfs im Stadtteil St. Leonhard wurden Tiefbrunnen gebaut, die 1942 ans Versorgungsnetz angeschlossen wurden. Die Bombardierung der Stadt durch alliierte Flugzeuge im letzten Krieg zog die Wasserleitungen in arge Mitleidenschaft, die Schäden wurden allerdings rasch ausgebessert, sodass die Versorgung weiter aufrecht erhalten werden konnte.
Bei dieser Gelegenheit wurden auch alle noch vorhandenen Bleileitungen ausgetauscht. Beim Wasserverbrauch zeigte sich auch nach dem Krieg eine ansteigende Tendenz. Die wasserrechtliche Bewilligung zur Nutzung der gesamten Quellspende der Union- und Thomasquelle wurde 1964 erreicht. Um die Quellen wurden Schutzgebiete festgelegt, wobei das engere Schutzgebiet von der Stadt erworben wurde. Hierauf wurde die Thomasquelle mit mehreren Bohrbrunnen gefasst und in die Quellstube der Unionquelle eingeleitet.
Die Neufassung der Unionquelle erfolgte 1966 durch einen Schachtbrunnen, welche aufgrund des klüftigen Felsuntergrundes recht schwierig war. Ab Dezember 1966 wurde das Wasser der Unionquelle in das Versorgungsnetz eingespeist. In unmittelbarer Nähe wurde ein Spiralbehälter mit 5000 Kubikmeter Fassungsraum erbaut. Bisher bestehende Pumpanlagen und auch der Grundwasserbrunnen St. Leonhard wurden stillgelegt.
1991 wurde im Quellgebiet Obere Fellach mit dem Bau einer UV-Desinfektionsanlage für das Karstwasserdargebot aus dem Dobratsch – die Union- und Thomasquelle – begonnen. Mit diesem erst seit 1989 behördlich anerkannten physikalischen Desinfektionsverfahren für Trinkwasser war das Wasserwerk Villach österreichweit Vorreiter auf diesem Gebiet. Als Ersatz für die bisher vorhandene Chlordioxidanlage ging die auf maximal. 500 l/s Durchflussmenge konzipierte UV-Desinfektionsanlage 1992 in Betrieb. Beschwerden aus der Bevölkerung hinsichtlich des Chlorgeruches des Trinkwassers gehörten von nun an der Vergangenheit an.
Die Gemeindewasserversorgungen von Landskron und Fellach wurden im Zuge der Gemeindezusammenlegung 1973 von der Stadt übernommen. Im Zeitraum 1989 bis 1992 wurde in Urlaken ein neuer Brunnen errichtet und 1993 die Kern-, Esel- und Schlossbrunnenquellen samt dem Hochbehälter in St. Andrä aufgelassen und den Grundeigentümern übergeben. 1996 bis 1999 wurde am Kumitzberg ein neuer Großbehälter mit einer Speicherkapazität von 10.000 Kubikmetern errichtet und das alte Bauwerk von 1946 abgetragen.
Um auch für allfälligen zukünftigen Bedarf Vorsorge zu treffen, erwarb die Stadt jene ergiebigen Bergwässer, die beim Vortrieb des Karawanken-Autobahntunnels 1990 angeschlagen wurden und veranlasste die Wasserfassung.
Die Anforderungen an die Wasserwerke, insbesondere was den laufenden Betrieb und die Betriebsüberwachung anbelangt, haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Das Herzstück der Wasserversorgung Villach ist das im Jahr 1996 neu geschaffene Prozessleitsystem. Es sorgt dafür, dass die Verteilung und die Qualität unseres Trinkwassers rund um die Uhr überwacht und automatisch gesteuert wird. In Verbindung mit dem Netzmess-System des Wasserwerkes werden Wasserverluste im Trinkwasserverteilnetz messtechnisch rasch erkannt. Durch die Unterteilung des verordneten Versorgungsgebietes in 17 übersichtliche Teilnetze können auftretende Schadstellen genau festgestellt und dann geortet und beseitigt werden.
1997 wurde die Reßmannquelle und die Oswaldibergquellen aus der ständigen Trinkwasserversorgung genommen. Die Wasserversorgung von Wollanig wurde vom Wasserwerk der Stadt Villach 1997 übernommen. In den darauffolgenden Jahren wurde u.a. das Pumpwerk Maduschen und der Hochbehälter Unterwollanig errichtet, sowie der Ortsteil Wollanig in den Versorgungsbereich der Union- und Thomasquelle eingebunden. Seit diesem Zeitpunkt werden die Wasserdargebote der ehemaligen Wassergenossenschaft Ober- und Unterwollanig – die Maduschen-, Dorf-, Anger-, Zertitz-, Kapritzl- und Holzwandlquelle – nicht mehr für die ständige Trinkwasserversorgung verwendet.
Auch die Wasserversorgung der Ortschaft Mittewald ob Villach ging 1998 an das Wasserwerk. Nach deren Übernahme wurde in den darauffolgenden Jahren die Quellstube der Barbaraquelle generalsaniert, sowie das Pumpwerk und der Hochbehälter Mittewald vom Wasserwerk Villach neu errichtet.
Die funktionierende zentrale Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser stellt für den überwiegenden Teil der Bevölkerung eine Selbstverständlichkeit dar. Die Gefährdung der diese Wasserversorgung ausgesetzt ist, beziehungsweise sein kann wird – mit Ausnahme der unmittelbar Verantwortlichen – kaum zur Kenntnis genommen. Die Versorgungsträger sind daher gefordert, Trinkwassernotversorgungskonzepte zu erarbeiten und umzusetzen, um so die Möglichkeit zu schaffen, in der Zeit zwischen einem möglichen Eintritt einer Beeinträchtigung und der Wiederherstellung der zentralen Wasserversorgung, die Deckung des lebensnotwendigen Wasserbedarfs der Bevölkerung zu gewährleisten. Im Rahmen der Umsetzung des Trinkwassernotversorgungskonzeptes für die Stadt Villach wurden u.a. eine mobile Trinkwasser-Paketieranlage, zwei mobile Trinkwasserbehälter mit je 400 Liter Fassungsvermögen sowie zwei Gruppenzapfstellen angekauft. Angesichts der Tatsache, dass es österreichweit nur 4 gleichgeartete Trinkwasser-Paketiermaschinen gibt, hat diese neben der Bevorratungsunterstützung für die Villacher Bevölkerung auch überregionale Bedeutung im Sinne des Katastrophenschutzes für Kärnten.
Im Hinblick auf eine umfassende Trinkwasser-Notversorgung erwarb die Stadt Villach 1997 die Wasserrechte an den ehemaligen Nutzwasserbrunnen des Zellstoffwerkes Villach. In den Jahren 2002/2003 erfolgte die Generalsanierung des Notwasserbrunnen St. Magdalen (ehemaliger Nutzwasserbrunnen 3 des Zellstoffwerkes Villach) entsprechend dem „Stand der Technik“. Dieser adaptierte Horizontalfilterbrunnen ist somit gänzlich trinkwassertauglich und es stehen bei Bedarf bis zu 150 l/s als zusätzliches Wasserdargebot für die Stadt Villach zur Verfügung. Zusätzlich wird das Brunnenwasser für eine ständige Nutzwasserversorgung der Kläranlage Villach, des Altstoffsammelzentrums sowie der Außenstellen des Stadtgartens und des Wirtschaftshofes der Stadt Villach verwendet.
In den Jahren 2008/2009 erfolgte die Generalsanierung der Anlagen des Hochbehälter Obere Fellach. Neben der Sanierung der Quellsammelstube der Union- und Thomasquelle, der Erneuerung der Behälterinstallationen und der Innensanierung der Trinkwasserkammern, erfolgte u.a. eine Anpassung/Erweiterung der sichtbaren Gebäudeteile an die heutigen Erfordernisse.
Damit die Versorgung mit hochqualitativem Trinkwasser auch für die Zukunft optimal gesichert ist, wird in den kommenden Jahren schwerpunktmäßig in Erneuerungs- und Optimierungsmaßnahmen investiert. Die Neuerrichtung des Hochbehälter Oberwollanig, sowie die Erweiterung des Prozessleitsystems wurden 2011 abgeschlossen. Rohrnetzerweiterungen sowie Rehabilitationen im gesamten Versorgungsbereich sind die nächsten Etappen der langen Geschichte der Villacher Trinkwasserversorgung.
All diese weit vorausschauenden Maßnahmen tragen dazu bei, dass der Stadt und ihren Bewohnern auf lange Zeit die Trinkwasserversorgung garantiert ist. Die Vorsorge für künftige Zeiten ist in diesem Fall tatsächlich eine lange Tradition, die weit ins Mittelalter zurückreicht!